Strammer Max
(Praxis)



Grau, mein Freund, ist alle Theorie (Goethe: Faust)

Beim Ziehen durch unser schönes Land kehre ich auch dann und wann in den verschiedenen Kneipen ein. Irgendwann einmal, es muss eine extreme Erfahrung gewesen sein, fiel mir auf, dass es den "Strammen Max" in fast jeder Kneipe in einer anderen Form gibt. Nun lässt sich natürlich nicht jedes Rezept erfragen und notieren. Ich denke aber, dass der Zubereitung der meisten "Strammen Maxe" überhaupt kein Rezept zugrunde liegt. "Stramme Maxe" werden wahrscheinlich stets nach dem Bild gemacht, dass der jeweilige Koch oder die Köchin davon im Kopfe gespeichert haben. Andererseits wiederum ist die Speise so einfach strukturiert, dass sich beim Essen derselben auch ihr Wesen offenbart.

Dies veranlasste mich, die folgenden Beobachtungen zu notieren, kursiv dargestellt sind Eigenschaften, die den »Strammen Max« zu einem »sogenannten Strammen Max« machen, die also absolut nicht dazugehören. Fett hervorgehoben werden besonders löbliche Eigenschaften, also die Dinge, die bei einem »Strammen Max« eigentlich selbstverständlich sein sollten, aber leider nur selten anzutreffen sind.

20.05.97

»Altes Faß« Wiesbaden

12,50 DM

Brot und geräucherter magerer Schinken in Scheiben, darauf Tomatenscheiben, das Ganze ist mit Käse überbacken. Dieser ist nicht vollständig zerlaufen, die Scheiben sind deutlich erkennbar. Obenauf befinden sich zwei Spiegeleier. Als Beilage dienen Gurken.

Serviert wird der Stramme Max auf einem heißen Steingutteller mit einem Durchmesser von ca. 20 Zentimetern. Diese ist zu zwei Dritteln bedeckt. Durch den Käse ist das Gericht sättigend, ähnelt aber mehr einer Karlsbader Schnitte als einem Strammen Max.



28.05.97

»Zur Rose« Roßdorf b. Darmstadt

8,50 DM

Zwei Scheiben Mischbrot, dünn mit Butter bestrichen werden bedeckt von ca. 10 dünnen Scheiben Schinkenspeck (es ist auch schon vorgekommen, dass statt des Schinkenspecks Schwarzwälder Schinken verwendet wurde). Mitten auf dem Schinken befindet sich ein Spiegelei. Um dieses herum gruppiert sich die aus Zwiebelringen, saurer Gurke (in Scheiben), Salat und Tomatenvierteln bestehende Garnierung.

Der Stramme Max wird auf einem runden Holzbrett mit ca. 20 Zentimetern Durchmesser serviert. Der Schinken ragt ringsum über den Rand des Brettes hinaus, so dass mit Recht von einer über 100%-igen Bedeckung gesprochen werden kann. Es macht satt und schmeckt hervorragend. Wer den Strammen Max gern mit gekochtem Schinken verspeisen möchte (was nicht der Original-Max sein dürfte), der bestellt in der Rose einfach die »Stramme Lotte«.



29.05.97

»Siegfriedquelle am Felsenmeer« Odenwald

9,50 DM

Zwei Scheiben ungeröstetes weißes Toastbrot nebeneinander, darüber, jeweils beide Scheiben überdeckend, ca fünf lange Streifen Schinkenspeck. Obendrauf zwei Spiegeleier. Etwas Gurke mit Kraut obendrauf und eine Viertel Tomate bilden die Garnierung.

Serviert wird der Stramme Max auf einem Pozellanteller mit ca. 25 Zentimetern Durchmesser, den er (inklusive Garnierung) etwa zur Hälfte bedeckt. Er ist auf Wunsch auch mit Kochschinken erhältlich und wird in der Karte als »Odenwälder Spezialität« geführt.



25.07.97

»Zum Alten Bahnhof« Roßdorf b. Darmstadt

vergessen

Eine gebutterte Scheibe herrlich frischen Mischbrots ist mit dünnen Scheiben Schinkenspeck belegt. Darauf befindet sich ein mit Pfeffer gewürztes Spiegelei. Drei Scheiben saure Gurke und ein Petersilienblatt übernehmen die Rolle der Garnitur.

Ein rundes Brett mit 20 Zentimetern Durchmesser trägt den Strammen Maxen. Der Schinken steht ungefähr anderthalb Zentimeter über das Brot über und reicht ringsum bis auf einen Zentimeter an den Rand des Brettes. Gut, aber ein bisschen wenig.



19.08.97

»Haus des Gastes« Kiedrich / Rheingau

11,80 DM

Zwei Scheiben helles Mischbrot, gebuttert, sind mit dünnen Scheiben gekochten Schinkens drei- bis fünflagig(!) belegt. Darüber eine Scheibe Schnittkäse (Leerdamer?), bedeckt von einem doppelten Spiegelei, sehr gut gebraten. Die aus Paprikawürfeln, Möhrensalat und zwei Blättern Lollo Rosso (PI war mit, deswegen kenne ich den Namen von dem Gemüse) bestehende Garnierung verteilt sich am Tellerrand. Das gesamte Arrangement ist mit Petersilie bestreut.

Der Porzellanteller hat einen Durchmesser von fast 25 Zentimetern und wird beinahe vollständig von dem Schinken bedeckt. Es schmeckt vorzüglich und sättigt, ist aber leider kein richtiger »Strammer Max«.



22.09.97

»Die Klappe« Wiesbaden

9,50 DM

Eine Scheibe Mischbrot normaler Größe, sparsam gebuttert, wird in einer ersten Lage mit Vitaminen von Kopfsalatblättern, Tomatenscheiben, Paprika und grüner Gurke belegt. Auf diesem gesunden Kissen betten sich zwei Scheiben gekochten Schinkens welchselbige wiederum von zwei Scheiben Schnittkäse bedeckt sind. Darüber liegen zwei mit Schnittlauch bestreute schlürfig frische Landeier. Garnitur: ein saures Gürkchen.

Der porzellane Abendbrotteller mit 20 Zentimetern Durchmesser ist davon normal gefüllt. Schmeckt, ist aber kein »Strammer Max«.



04.10.97

»Maierhof« St. Wilhelm / Schwarzwald

8,58 DM

Zwei Scheiben Weizenmischbrot, mit guter Butter bestrichen, werden von drei dünnen Scheiben gekochten Schinkens bedeckt. Darauf schlafen zwei dünne Scheiben Schnittkäse auf denen ein Spiegelei mit knusprigem Rand thront. Garniert wird alles mit einem Büschel Petersilie, einer Viertel Tomate und etwas saurer Gurke.

Das Ganze wird auf einem bildschirmförmigen Brettchen (ca. 9 Zoll Diagonale) serviert und bedeckt dieses zentral gelegen zu ungefähr 50 Prozent. Ich empfehle im Maierhof den »Schwarzwälder Speck«.



15.01.98

»Zur Rose« Wiesbaden

8,50 DM

Eine Scheibe Mischbrot mit Butter und drei Scheiben Kochschinken belegt. Darauf zwei dünne Scheiben Schnittkäse und zwei ungewürzte Spiegeleier. Nix sonst, keine Garnitur.

Dargereicht auf einem runden Brett von ca. 20 Zentimetern Durchmesser. Ringsum blieben ungefähr drei Zentimeter freier Rand.



27.10.98

»Treff am Bayrischen Platz« Leipzig

8,80 DM

Eine Scheibe Mischbrot, gebuttert. Darauf in feine Stücke geschnittener geräucherter Schinkenspeck. Drei Spiegeleier, gemeinsam in einer runden, ca. 10 Zentimeter Durchmesser messenden Pfanne knusprig gebraten, mit Petersilie und Paprika bestreut, obenauf. Dazu gibt es DDR-typischen Rohkostsalat aus verschiedenen Gemüsesorten: Gurken, Möhren, gelbe und grüne Erbsen, Kraut, Salat konnte ich erkennen - aber ich bin halt kein Beilagenkenner.

Das Ganze wird auf einem Porzellanteller mit ca. 25 Zentimetern Durchmesser, der davon zur guten Hälfte bedeckt wird, aufgetischt. Solide Kost.



Zur Erinnerung, die Theorie...

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Last Update: 2000-06-16 0:52