Strammer Max ist ein vorzügliches Gericht der schnellen deutschen Küche. Diese ist beileibe nicht mit »american fast food« zu übersetzen. Das Wesen des Strammen Maxes besteht in einer belegten Scheibe Brot. Darauf gehören Butter und fein gewürfelte Stücke Schinkenspecks, die mit Zwiebelwürfeln vermischt sind. Das Ganze wird zugedeckt durch Spiegelei. Gewürzt wird nur das Ei, normalerweise mit einer Prise Salz. Aber auch Pfeffer und Paprika auf dem Eigelb sind nicht zu verachten. Die Menge der Zutaten hängt gewöhnlich von der Anzahl und Größe der Brotscheiben, die als Basis des Strammen Maxes dienen, ab. Das Ei sollte so gebraten werden, dass es die anderen Zutaten komplett zudeckt.
Was man dazu isst oder trinkt? Vielerorts werden verschiedene Gemüse als Beilage serviert, mir persönlich ist die geballte Urform am liebsten, keine weiteren Zugaben, nur Strammer-Max-Geschmack. Und da der Stramme Max eine typisch deutsche Kneipenmahlzeit sein sollte (soll heißen: von einem Lokal, das den Anspruch hat eine Kneipe zu sein - es gibt per Definitionem keine Kneipen mit nicht-deutscher Küche - erwarte ich, dass Strammer Max auf der Karte steht, von einem griechischen, italienischen, chinesischen etc. Restaurant erwarte ich, dass der Stramme Max **nicht** auf der Karte steht; bei »besseren« deutschen Restaurants wirkt Strammer Max auf der Karte zumindest deplaziert), trinke ich dazu mein Lieblingsbier.
Motivation
Nun ziehe man durch Deutschland und probiere hier, da und auch dort einmal den "Strammen Max", denn da weiss man, was man hat bzw. bekommt. Richtig? Falsch!
Die "Stramme Realität" sieht ganz anders aus. Doch kommen wir erst einmal zur Theorie. Neben den Rezepten aus Kochbüchern der DDR und Deutschlands können wir inzwischen auch im Internet Rezepte finden. Die haben vielleicht nicht das Gewicht eines Buches, gehören jedoch insofern zur Theorie als die darin beschriebenen Gerichte mir noch nicht vorgesetzt wurden :-)
(Naja, mag man einwenden, dann bereite sie Dir doch einfach zu! Leichter gesagt als getan, denn hinter jedem Rezept gibt es Ideen, die nur dem Rezeptschreiber bekannt sind, die nicht noch extra erwähnt werden. Beispiel gefällig? Brät man das Spiegelei in Butter, in Öl, ohne Fett in einer Teflonpfanne? Von der Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob man ein Gericht bekommt, dass so ist, wie es sich die Autorin / der Autor vorstellte oder ob man nur eines bekommt von dem man glaubt, dass es so im Buch beschrieben was. Wie lange muss das Ei braten, wie groß sind die Würfelchen...)
Also zur Theorie:
20g Butter, 1 Scheibe Vollkornbrot, 1 Ei, 40g roher Schinken, Salz
In der Hälfte der Butter das Brot anrösten. Das Ei in der restlichen Butter als Spiegelei braten. Den in Würfelchen geschnittenen Schinkenspeck auf der Brotscheibe verteilen und mit dem leicht gesalzenen Spiegelei bedecken. Dazu Frischkost servieren oder mit Mixed Pickles garnieren.
Kochen, Verlag für die Frau Leipzig 1979 (S. 325)
Denk' ich so bei mir: "Frage einfach mal bei Bekannten, Freundinnen, Kolleginnen nach, ob die zu Hause ein Kochbuch haben, das ein in Deutschland gültiges Rezept für "Strammen Max" enthält." Doch der Rücklauf war gleich Null, niemand hatte ein dermaßen vollständiges Kochbuch im Regal stehen. Klar konnte mir jedeR sagen, wie man "Strammen Max" macht, aber darum geht es ja eigentlich nicht. Sondern es geht darum, den originalen "Strammen Max" zu finden und belegen zu können (belegen im Sinne von beweisen - nicht noch irgendwas drauf legen, da geht meist das Spiegelei kaputt).
Nächste Anlaufstelle: die Gemeindebibliothek. Rezeptbücher mit französischen, chinesischen, Fisch-, Fleisch-, fleischlosen Gerichten, Trennkost und wie man sonst noch gesund leben kann - aber keinen "Strammer Max".
Doch noch größer als das Angebot der Gemeindebibliothek ist das Angebot der Buchhandlungen. Ja, hier sollte man fündig werden können. Fehlanzeige. Jede Menge Rezeptbücher, auch Spezialitäten vom Grill und zum Bier, Odenwälder Spezialitäten (s. unten), Essen satt - aber eben kein "Strammer Max" ... bis ...
...ich in einer Berliner Buchhandlung im Lokalteil(!) ein kleines Büchlein entdeckte. Dort findet man zum einen eine
Strammer Max = Gewürfelter Schinken auf Brot mit Spiegelei (S. 7)
Zum anderen gibt es auch noch ein richtiges Rezept:
4 große Scheiben Roggenbrot, ca. 30 g Butter, 250 g gekochter Schinken, 4 Eier, Salz, Pfeffer, etwas gehackte Petersilie
Ursula Calis: "Berliner Spezialitäten" aus der Reihe "Kompass Küchenschätze", 1999 (S. 16)
In diesen Büchlein ist auch eine Abbildung zweier "Strammer Maxe", die eindeutig zeigt, dass diese NICHT mit gekochtem Schinken, sondern mit Schinkenspeck bzw. rohem Schinken zubereitet werden. Aber Fotograph und Autorin stand ja auch noch kein Rezeptbuch zur Verfügung.
Außerdem dürfte nun dem Rest der Welt klar sein, dass "Strammer Max" eine Berliner Spezialität ist, denn in den von mir gesichteten regionalen Spezialitätenbüchern fand sich nirgends sonst ein "Strammer Max".
Im Internet finden sich einige Rezepte für "Strammen Max". Manche gehen klar am Original vorbei, andere wieder versprechen einen Genuß.
This is an open-faced lunch sandwich.
Spread a piece of lightly toasted rye bread with butter, top with slices of
salami (get the German or Danish kind if you can)
Next comes a layer of thin sliced tomatoes, salted and peppered. Make two fried
eggs (over easy is best) for each
sandwich, place on top of tomatos. Top with fresh onion cut into thin rings.
This is one sandwich you will want to eat with
knife and fork!
(Hey, kann mir jemand eine gute Übersetzung mailen?, mein English-Wortschatz kennt im allgemeinen nur Worte wie Interface, Bridge, Pattern, Singleton, Class, private member ... das gilt auch sinngemäß für die anderen fremdsprachigen "Maxe")
Strammer Max
(open faced ham sandwich)
from Franz Teresiak, age 13, Berlin, Germany
Ingredients:
First toast the bread. Then top the toast with ham and cheese. To finish it off, cover each piece of bread with a fried egg.
It tastes even better when cress or other herbs are sprinkled on top of the egg.
Eine Scheibe Hannoversches Delikateßbrot leicht in Butter anrösten, mit 75 g kleingewürfeltem Schinken belegen und ein Spiegelei obenauf geben. Mit Gurkenstreifen, Tomatenvierteln, Kopfsalat und Petersilie garnieren. Ist schnell gemacht.