Bing von Hessen 2000

(von Claus Tempelmann)

Beim dritten Bundesligaturnier der Saison 1999/2000, das am vergangenen Wochenende in Wiesbaden gespielt wurde, nahmen leider nur 12 Spieler teil. Den Ausrichtern kann dabei kein Vorwurf gemacht werden, denn zum einen war das Turnier wie im Vorjahr excellent vorbereitet und organisiert und zum anderen brachte das ausrichtende Team Rhein-Main 7 Spieler an den Start, dazu kamen noch zwei Lingener (Michael Naegler und Karsten Hoffarth), Joern Tessen aus Jena (Team Ostfriesland), Ulrich Krauss (Hannover) und ich (Claus Tempelmann, Braunschweig).

Die Wiesbadener hatten nicht nur quantitativ zugelegt, sie waren auch sportlich erfolgreicher als im Vorjahr. So stand der erste Turniertag klar im Zeichen von Hung Pham (Bild Mitte links gegen Michael Nägler), der trotz (oder wegen?)
sehr schnellen Spiels in der zweiten Runde gegen mich und Michael Naegler siegte. In meinem Spiel hatte sich ein soldatenloses Endspiel mit zwei Pferden auf jeder Seite ergeben, wobei Pham noch eine komplette Verteidigung besass, waehrend mir die Elefanten fehlten. Ausserdem hatten seine Pferde eine deutlich aktivere Position bezogen. Dieses Endspiel sollte remis zu halten sein, aber die angreifende Partei kann doch einige Drohungen aufstellen, die ich in Zeitnot nicht alle erkannte, so dass mein Feldherr schliesslich mattgesetzt wurde.

Als ich zum ersten Mal auf die Partie zwischen Michael und Pham schaute, hatte Michael zwar eine Figur mehr, Pham jedoch eine Kanone und einen Wagen auf Michaels Grundreihe sowie eine Kanone auf der e-Linie. Gegen diese Druckstellung gab es trotz der Mehrfigur keine brauchbare Verteidigung mehr.

Auch Karsten Hoffarth hatte den ersten Tag mit weisser Weste ueberstanden, dabei etwas Glueck in der Partie gegen Yue Wu aus Frankfurt gehabt, als dieser ein Remisangebot ablehnte und im naechsten Zug einen Wagen einstellte, Somit kam es am Sonntag in der vierten Runde zum Spitzenduell zwischen Karsten und Pham. Phams Hauptziel schien darin zu bestehen, moeglichst wenig Zeit zu verbrauchen. Als ich das erste Mal auf ihr Brett sah, hatte Pham weniger als 5 Minuten, Karsten schon mehr als 30 Minuten verbraucht. Offensichtlich haette Pham doch etwas mehr in die Stellung sehen sollen, denn Karsten hatte eine Figur mehr und stand auch ueberlegen, er fuehrte die Partie souveraen zum Sieg.

Damit setzte Karsten (im Bild links stehend) zu einem Durchmarsch an. Als naechster versuchte ich, ihn zu stoppen, aber mit einem ziemlich sinnlosen Opfer konnte ich gegen Karstens solides Spiel nichts ausrichten. Er parierte meine wenigen Drohungen souveraen und behielt riesigen Materialvorteil. Blieb also die Frage, ob Karsten es als erster Spieler ueberhaupt schaffen wuerde, ein Bundesligaturnier mit 6 Punkten zu gewinnen. Nun, er begnuegte sich in der letzten Runde mit einem kampflosen Remis gegen Michael Naegler, was Karsten den Turniersieg und Michael den dritten Platz brachte.

Dazwischen blieb Hung Pham, der in der letzten Runde gegen Yue Wu zwar in Schwierigkeiten kam, letztendlich aber doch gewann. Die Mannschaftswertung gewann erstmalig in der Bundesligageschichte das Team Rhein-Main. Damit machten sie klar, dass sie noch in den Kampf um den dritten Platz in der Saisonwertung eingreifen wollen.



Nach Norbert Schaefer hat sich mit diesem Turnier auch Karsten Hoffarth fuer die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Auch Michael Naegler und Claus Tempelmann duerften zwei der sechs Plaetze praktisch sicher haben, die verbleibenden beiden Teilnehmer an der DM 2000 werden beim letzten Bundesligaturnier Anfang September in Braunschweig ermittelt werden
muessen.


© 2000 by Uwe Doetzkies / last Update: 2000-06-05 21:07