Goethe hat es nie gegeben! Das ist sicherlich ein großer Schock für
alle Goethe-Freunde, zumal in diesem Gedenkjahr. Aber die Funzel hat sich
nun mal vom Beginn ihres Bestehens des Verbreitung der Wahrheit verschrieben,
und sie will und kann von diesem Prinzip nicht lassen.
Und die Wahrheit ist:
Schiller hat es gegeben. Lessing gab es. Und Eduard Möricke gab's.
Auch Hölderlin gab es. Und - was sicherlich das Verblüffendste ist - sogar
Faust gab es. Aber Goethe, Goethe hat es nie gegeben.
Darunter hat Eckermann zeit seines Lebens gelitten. Er machte allerdings
kein Aufhebens davon. Andere waren nicht von solch nobler Verschwiegenheit.
Postillone trompeteten es sich von weitem zu, Barbiere flüsterten es ihren
Kunden ins Ohr, und ein italienischer Schankwirt schrie es mit höhnischem
Gelächter einem Reporter ins Gesicht: "Limo-Lire? Ein Trinkgeld? O
no, Signore! Goethe nicht! Goethe hat es nie gegeben!"
Und das ist leider wahr, Freunde. Alle gaben es in dieser oder jener
Form. Mehr oder weniger reichlich. Goethe gab's nicht. Nicht ein einziges
Mal. Er hat es nicht gegeben.
Knickrichkeit oder Charakter? Entscheiden Sie selbst, verehrte Goethe-Fans.
Wir als Funzel enthüllen nur.
Wir richten nicht.
Im Goethejahr (wann war das nur?) in einer Funzel, der vierwöchentlichen Beilage des Eulenspiegels.