Du glaubst an keine Wunder mehr,
Du bist ja so erwachsen.
Zum Fliegen ist der Mensch zu schwer,
Nein, in der Muschel rauscht kein Meer,
Das sind nur Kinderfaxen.
Nun sagst du nicht mehr "Oh" und "Ah
Wenn Wunderkerzen funkeln.
Kein Märchen geht dir heut mehr nah,
Kein Engel ist mehr für dich da.
Du gehst allein im Dunkeln.
Du bleibst vor keinem Zirkus stehn,
Den Clown kannst du entbehren.
Der Fakir mag durch's Feuer gehn,
Der Zaubrer mag durch Wände sehn,
's ist alles zu erklären.
Kein Mozart und kein Mondenschein
Verleitet dich zum Schwärmen.
Die Sterne sind aus kaltem Stein,
Der Mensch besteht aus Fleisch und Bein
Und Luft in den Gedärmen.
Die Wundertüte ist nun leer,
So nüchtern ist dein Leben.
Und in der Muschel rauscht das Meer,
Ein Stern gibt Zeichen von weit her,
Ein Engel regelt den Verkehr,
Der Clown tanzt mit dem Zottelbär,
Verliebte schweben hin und her,
Und Wunder mehr und Wunder mehr.
Und du stehst blind daneben.
Gerhard Schöne: Menschenskind. © VEB Deutsche Schallplatten 1985
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Letzte Änderungen am: 13. Januar 1997